Die Meinung eines Bergführers zum Klimaschutz-Gesetz
Der Bergführer Tim Marklowski erklärt in seinem Blog Beitrag, wie er den Winter wahrgenommen hat, aber auch aus welchen Gründen er sich für mehr Klimaschutz in der Schweiz einsetzt.
Was für ein Winter! Gerade wirkt es (oberhalb von 2000 müM) als würde die Natur nachholen, was sie zwischen Dezember und April vergessen hatte. Der Schweizer Winter 2022/23 geht in die Geschichtsbücher ein und das ist kein Grund zur Freude. Vor allem zwischen Mitte Februar und Mitte März waren die Schneehöhen im Schweizer Alpenraum laut SLF so tief wie noch nie seit Messbeginn. Der Winter war deutlich wärmer und trockener als normal. Zwar wird es immer mal wieder einen guten Winter mit ordentlich Powder geben. Was wir diesen Winter erlebt haben, kann jedoch als Blick in die Zukunft verstanden werden. Eine Zukunft, die mir aus zwei Gründen nicht gefällt:
Ich bin hauptberuflich Bergführer und alleine aus egoistischen Gründen will ich nicht zuschauen, wie die Winter immer mühsamer werden. Auf weit offene Gletscherspalten Spalten Ende März und die halbe Saison auf den "Stein-Ski" kann ich verzichten. Ich brauche Schnee – zum Arbeiten und für mein persönliches Wohlbefinden.
Skifahren ist eine Lappalie im Vergleich zu dem, was der menschengemachte Klimawandel wirklich mit sich bringt. Es geht um Themen wie gefährdete Wasserversorgung, zerstörte Ernten, Bergstürze, Wirbelstürme, Waldbrände und andere Extremereignisse.
Trotzdem: Wir dürfen über Pulverschnee reden, wir müssen es sogar. Denn es hängen auch daran Existenzen und Schnee ist in der Wintersport-Community das Medium, welches den Klimawandel am deutlichsten sicht- und spürbar macht. Über Schneemangel zu klagen ist legitim und heisst nicht, dass wir uns der weitaus grösseren Probleme nicht bewusst sind – auch wenn uns das gerne unterstellt wird.
Ich bin seit 9 Jahren in der Schweiz und fühle mich in keiner anderen Alpenregion mehr als "local". Als Nicht-Schweizer kann ich nicht über das Klimaschutzgesetz abstimmen, obwohl ich es für essenziell halte. Nicht abstimmen zu können ist frustrierend, aber auch motivierend. Wenn meine Stimme nicht zählt, versuche ich eben, so viele andere Stimmen wie möglich für das Gesetz zu gewinnen. Ich tue das, indem ich die Flaggen hisse, das Gespräch suche – und Haters haten lasse. VOTE!